veronicard & VlikeVeronika | Wenn das Eine zum Anderen führt

Das Leben ist keine Nische.
Bye bye veronicard, hello V like Veronika

Ich habe zwei Versionen dieses Beitrags – einen sehr sachlichen und einen pathetischen. Je nach Tagesverfassung überlege ich, einen der beiden zu veröffentlichen, und bevor es gar nicht passiert, entscheide ich mich nun einfach und wähle … keinen von beiden, sondern schreibe von vorne:

Zerrissenheit – Leidensdruck, der die Wende bringt

Aus dem sehr pragmatischen Grund, mich nicht mehr zwischen meinen beiden Blogs – dem DIY-Blog veronicard und VlikeVeronika mit Gedanken rund ums Leben – zerreißen zu wollen, habe ich die beiden Themenbereiche verschmolzen und daraus VlikeVeronika gemacht. V wie vielseitig, V wie verliebt, V wie verstehen wollen, V wie (jetzt noch) vierunddreißig, V wie virtural insanity, V wie Veronika.
Ich habe mir im letzten Jahr fast täglich den Kopf darüber zerbrochen, ob man es den LeserInnen antun kann, zwei so (v wie) verschiedene Seiten in mir, zeigen zu können, weil man doch nicht über die Generation der Millennials philosophieren, die Sozialen Medien verteufeln und dann wiederum über upcycelte Linsendosen schreiben kann.

Ein innerer Kampf

Ich bin oft im Bett gelegen und habe darüber nachgedacht, WEN ich dazu befragen könnte: „Wer gibt mir die klare Antwort, die mich nicht mehr zweifeln lässt? Will ich überhaupt noch irgendetwas von mir preisgeben? Welcher Weg ist richtig? Die Themen trennen? Die Themen verschmelzen? Sich auf ein Thema fokussieren? Auf welches? Was könnte ich aufgeben? Wer will ich sein? Muss ich mich vollständig fühlen? Warum reicht mir DIY nicht? veronicard passt als Name einfach nicht mehr zu dem, worüber ich schreibe, aber kann ich einen von selbst laufenden Blog aufgeben? Bin ich destruktiv unterwegs, wenn ich veronicard (als Name – nicht inhaltlich) aufgebe?“ Ich habe mich selbst (und Sami) endlos damit genervt. Ich will immer den exakten Plan kennen, bevor ich mich auf die Reise mache und stehe meinen Abenteuern damit oft im Weg, weil ich mich nicht überraschen lassen will, ob mein Weg „nur“ in den Donaupark und zurück führt oder ob ich morgen in New York aufwache. In meinem Kopf gibt es ein Wertesystem, das sagt, dass der Donaupark ja nichts Besonderes ist und sich der Weg dahin nicht lohnt. Aber es stimmt einfach nicht – alles Leben ist Lernen.

Augen auf und staunen

Auf die Antworten der mich nächtlich quälenden Fragen warte ich bis heute. Ich glaube, es gibt sie nicht. Es gibt immer (mindestens) zwei Seiten. Es gibt Stehenbleiben und es gibt Losmarschieren. Augen zu und durch. Oder besser noch: Augen auf und staunen, was es noch alles gibt.
Nur eine Frage kann ich mit Entschiedenheit beantworten: Ich will ich sein! Und zu mir gehören verschiedene Teile, die sich auf unterschiedliche Weise sehr laut zu Wort melden. Ich will keinen muten.
Es passt mir nicht, dass wir in einer Wegwerfgesellschaft leben, in der sich der Müll stapelt und Dingen kein weiterer Sinn gegeben wird – also upcycle ich. Weil ich es kann und weil ich damit auch etwas Tiefergehendes aufmerksam machen will. Es passt mir nicht, dass es mich manchmal überkommt und ich mir denke, dass ich noch ein Billigshirt kaufen will, nur damit ich auch eines in einer Trendfarbe habe – dann setze ich mich aus Protest meiner eigenen Ignoranz gegenüber an die Nähmaschine und stelle fest, wie viel Zeit und Geschick es erfordert, ein Kleidungsstück zu nähen. Es macht mich bescheidener, demütiger und lässt mich bewusster einkaufen. Mir gefällt vieles an Sozialen Medien nicht – gleichzeitig bin ich unheimlich dankbar, mich auch beruflich intensiv damit zu beschäftigen, weil ich mich weniger ohnmächtig und benutzt fühle.

Für etwas, statt immer dagegen

Es gibt Themen, die mich zur Weißglut bringen – zum Beispiel Eltern, die sagen, dass Kinder „ja prinzipiell gemein sind und deshalb einen respektlosen Umgang miteinander haben“ –, es gibt Themen, die mich zum Kochen bringen – Entwertung von Leistungen anderer, in den Rücken fallen o. Ä. – und es gibt Themen, die mir das Blut in den Adern gefrieren lassen. Aber all das bringt auch immer den positiven Effekt mit sich, dass man für Themen zu brennen beginnt, sich auf die Beine stellt und für etwas kämpft. Für etwas Neues – das ist mir wichtig – nicht: gegen etwas Altes.
Ich versuche, in meinen Gedanken und Zweifeln das übergeordnete Wir zu sehen – Bin das nur ich? Geht’s nur mir so? Warum? Wen betrifft es noch? – und finde beim Rauskommen aus meiner mit Selbstzweifeln und Selbstverdammnis tapezierten (Un-)Komfortzone häufig heraus, dass meine Herausforderungen die von vielen sind. Jede Challenge ist individuell in ihren Details und ihrer Bedeutung für uns persönlich, aber unterm Strich befinden wir uns oft im Auge desselben Sturms. Ich sehe meine eigene Herausforderung darin, anderen in dieser – meiner – Schwachheit authentisch zu begegnen. Dass andere Menschen, Mittdreißiger, Frauen, Berufstätige, Selbstständige, Mamas, Töchter, Schwiegertöchter, Haushaltsbezwinger … es auch nicht immer rosig haben, wissen wir manchmal nur in der Theorie, weil wir in der Praxis weder die Zeit noch die gedankliche Kapazität, oft aber auch nicht die Eier haben, die Karten auf den Tisch zu legen. Das ist okay.

Das Leben ist mehr als ein Insta-Feed

Vor einiger Zeit habe ich begonnen, einigen meiner Instagram-Postings das Hashtag #daslebenistmehralseininstafeed anzuhängen. Ich weiß, dass die Social-Media-Welt Nischen bevorzugt, dass sie man dort in kleinen, gut verdaulichen Häppchen isst, und ich lerne auch, das stehen lassen zu können. Gleichzeitig ist es mir für meinen Teil wichtig, ein Signal für ein bisschen mehr Realität zu geben. Unter anderem heißt das eben auch, nicht zwei Plattformen parallel zu bespielen, wenn es für einen persönlich (nämlich mich) nicht passt. (Mein) Leben ist mehr als DIY, mehr als Mamasein, mehr als Berufswahl, mehr als den perfekten Partner finden, mehr als Ästhetik. Über weite Strecken ist es Überzeugung, Glauben, Vertrauen, Zuversicht, Suchen und Loslassen.
Und wegen letzterem drücke ich jetzt auch auf Veröffentlichen und höre auf zu obsessen.
Teil's mit anderen

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